Otto Schülke zurück auf Norderney

OTTO SCHÜLKE zurück auf Norderney
Seit dem 31.07.2021 ist der ehemalige Seenotkreuzer OTTO SCHÜLKE zurück in seiner alten Heimat: Norderney. Begleitet von einer Sonderfahrt der Frisia-Reederei konnten wir einmalige Bilder einfangen. Spannend war zusehen, dass die "alte Dame" tauffrisch aussah und technisch einwandfrei auf eigenen Kiel durch die Nordsee glitt.
Von 1969 bis 1997 war die OTTO SCHÜLKE durchgehend auf der ostfriesischen Insel stationiert und lief von hier zu hunderten Einsätzen aus. Nach der Außerdienststellung durch die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, wurde der bewährte Seenotkreuzer an den isländischen Seenotrettungsdienst verkauft. Nachdem die OTTO SCHÜLKE auf eigenem Kiel bis nach Island überführt wurde, kam sie dort für einige Jahre mit blauen Rumpf und rot-weißem Aufbau zum Einsatz. 2001 endete der Dienst auf Island und die OTTO SCHÜLKE wurde nach Norwegen an eine Privatperson verkauft. Nachdem 2013 der Verkauf an ein Abwrackunternehmen erfolgte, lag die OTTO SCHÜLKE mehrere Jahre in Norwegen auf dem Trockenen und wartet auf einen erneuten Kauf.
Ein Verein kümmert sich
2017 wurde online bekannte, dass der ehemalige Seenotkreuzer zum Verkauf stände. 2018 traf auf Norderney die Nachricht der baldig geplanten Verschrottung auf beträchtliche Empörung, sodass eine Facebook-Gruppe gegründet wurde, die sich zum Ziel machte, die OTTO SCHÜLKE vor der Verschrottung zu bewahren. Förmlich „über Nacht“ vergrößerte sich diese Facebook-Gruppe auf mehrere hundert Mitglieder, welche sich für einen Erhalt des ehemaligen Norderneyer Seenotkreuzers aussprach. Auf Basis dieser Gruppe wurde im März des selben Jahres ein Verein gegründet, der sich dem Erhalt der OTTO SCHÜLKE und dem Ziel, sie als Museumskreuzer der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, verschrieb.
So gelang es dem Verein, die zur Verschrottung freigegebene OTTO SCHÜLKE aufzukaufen und anschließend nach Bremerhaven als Decklast auf einem Mehrzweckschiff überführen zu lassen. In einer Bremerhavener Werft gelang es anschließend den Seenotkreuzer wieder fahrbereit zu bekommen. Während die OTTO SCHÜLKE in Bremerhaven restauriert wurde, wurde das Tochterboot JOHANN FIDI bereits nach Norderney transportiert und dort ebenfalls restauriert. Nachdem der Kreuzer mehrere Monate in Bremerhaven verbrachte, war es dem Verein zur Erhaltung der Rettungseinheit möglich, sie im August 2020 auf eigenem Kiel in eine Werft nach Hooksiel zu überführen. Auch hier wurde die OTTO SCHÜLKE einige Monate lang restauriert und weitestgehend in Originalzustand zurückversetzt.
Am 31.07.2021 gelang es, nach der erfolgreichen Instandsetzung des 19-m-Seenotkreuzers, die OTTO SCHÜLKE von Hooksiel nach Norderney auf eigenem Kiel zu überführen. Beinahe hätte die lang geplante Überführungsfahrt verschoben werden müssen, auf Grund von starkem Wind und dem damit verbundenen hohen Wellengang. Nach einer Probefahrt am Vortag wurde entschlossen, dass die geplante Überführung trotz des schlechten Wetters absolviert werde. Zur Sicherheit wurde die OTTO SCHÜLKE die gesamte Strecke von Hooksiel entlang der ostfriesischen Inseln bis zur ehemaligen Station Norderney von dem Seenotkreuzer BERNHARD GRUBEN begleitet. Auch andere Seenotrettungseinheiten begleiteten die Überführung streckenweise. Kurz bevor der Museumskreuzer seinen früheren Heimathafen erreichte, gesellten sich neben dem Seenotkreuzer BERNHARD GRUEBN (Station Hooksiel), der Seenotkreuzer EUGEN (Station Norderney), sowie die Seenotrettungsboote ELLI HOFFMANN-RÖSER (Station Baltrum), HANS DITTMER (Station Juist) und OTTO DIERSCH (Station Norddeich) zur OTTO SCHÜLKE, um diese in den Hafen zu geleiten. Von der Reederei Frisia wurde mit dem Ausflugsschiff FRISIA XI eine exklusiv moderierte Sonderfahrt angeboten, welche den ehemaligen Seenotkreuzer ebenfalls begleitete. Dank der Sonderfahrt kamen wir besonders nah an die angereisten Seenotrettungseinheiten heran und es gelangen einmalige Aufnahmen und beeindruckende Erlebnisse, die wohl so von Land nicht möglich gewesen wären. Nachdem die FRISIA XI einige Male von den Seenotrettungseinheiten eindrucksvoll umkreist wurde, näherte sich die Parade dem Norderney Hafen. Dort wurde die OTTO SCHÜLKE von der Freiwilligen Feuerwehr der Insel und hunderten Interessierten empfangen. Diesen wurde anschließend ein kleines Programm geboten, in welchen sowohl der Museumskreuzer als auch die aktuellen Seenotkreuzer ihre Tochterboote ins Wasser ließen. Die Tochterboote fuhren anschließend einige Manöver im Norderneyer Hafenbecken, wobei sich sehr gut die Entwicklung der Tochterboote beobachten ließ. Als besonderer Gast wurde das, noch heute sehr gut erhaltene, Ruderrettungsboot FÜRST BISMARCK präsentiert, welches im historischen Rettungsschuppen am Weststrand als Museum zu bestaunen ist.
Die Zukunft als Museumskreuzer auf Norderney 
Ursprünglich wurde geplant die OTTO SCHÜLKE in Hafennähe an Land aufgebockt auszustellen. Jedoch wurde dieser Plan verworfen, nachdem es gelang die OTTO SCHÜLKE und das Tochterboot JOHANN FIDI wieder fahrfähig zu restaurieren. Nun soll ab dem kommenden Frühjahr der Museumskreuzer an einem Ponton liegend, für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und als schwimmendes Museum über die Seenotrettung dienen. Da der Museumskreuzer wieder fahrbereit ist, soll das Schiff in Zukunft als „Bootschafter“ der Gesellschaft unterwegs sein.
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